Forschung

Abteilung Bewegungs- und Trainingswissenschaft

In der Abteilung Bewegungs- und Trainingswissenschaft forschen wir problemorientiert zu sensomotorischen Kontrollmechanismen (Hossner, Kredel, Magnuagagno, Zahno), zur Wahrnehmungs-Handlungs-Kopplung (Hossner, Zahno), zum Bewegungslehren und -lernen im Sport (Hossner, Schärli, Zahno) und zum Zusammenhang von Sport und Schlaf (Erlacher). Darüber hinaus entwickeln wir Technologien für die Steigerung der sportlichen Leistung (Kredel) und beteiligen uns aktiv an der Erstellung von Lehrmaterialien (Erlacher, Hossner). Weitere Details zu einzelnen Forschungsprojekten.

Sensomotorische Kontrolle bei Pirouetten im Tanz

Problembezogen-anwendungsorientierte Forschung heisst für uns, dass Projekte ihren Ausgangspunkt in praxisrelevanten Problemen des Sports nehmen, um die Problemlösungen am Ende des Forschungsprozesses wieder der Sportpraxis zuzuführen. Ein gutes Beispiel für die Verfolgung dieser Strategie ist das von Andrea Schärli geleitete Dance-Science-Projekt zur sensomotorischen Kontrolle von Pirouetten. Im Zentrum dieser Forschungslinie steht die Frage, welche Funktion der sogenannten Spotting-Technik zukommt, wie sie im klassischen Ballett zu beobachten ist, also der möglichst anhaltenden Ausrichtung des Gesichts zum Publikum mit schneller Vor- bzw. Nachdrehung in Relation zur Körperrotation um die Längsachse.

Eine Person zeigt die Bewegungsabfolgen einer Pirouette im Labor.
(© Abteilung Bewegungs- und Trainingswissenschaft)

Zu dieser Frage konnte in einer Delphi-Studie gezeigt werden, dass unter Ballett-Expert*innen wenig Konsens herrscht, warum gespottet wird. Eigene empirische Studien ergaben hierzu, dass eine allzu frühe Hinzunahme der Spotting-Technik eher zu koordinativen Überforderungen führt als zu einer Beschleunigung des Lernprozesses, dass sich bei ausgebildeten Tänzer*innen ein Gewinn allerdings dadurch zeigt, dass Spotting eine Blickverankerung mit potenziell haltungsstabilisierenden Effekten erlaubt. Zudem konnte experimentell demonstriert werden, dass Spotting ein bei Mehrfachdrehungen aufkommendes Schwindelgefühl verringert, was sich zwar bei aktiv ausgeführten Drehungen nicht in vergrösserten Körperschwankungen niederschlägt, gleichwohl aber für die Qualität einer Tanzdarbietung von erheblicher Bedeutung sein mag. Die so erhaltenen Erkenntnisse sollen im Rahmen von Lehrempfehlungen der Tanzpraxis zugänglich gemacht werden, nicht zuletzt im Rahmen des am Institut beheimateten MAS-Programms in Dance Science.

Ein Tänzer steht in einem Forschungslabor.
(© Abteilung Bewegungs- und Trainingswissenschaft)

Publikationen

Haber, C., & Schärli, A. (2021). Defining spotting in dance: A Delphi method study evaluating expert opinions. Frontiers in Psychology, 12, Article 540396. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2021.540396

Klostermann, A., Schärli, A., Kunz, S., Weber, M., & Hossner, E.‑J. (2020). Learn to turn: Does spotting foster skill acquisition in pirouettes? Research Quarterly for Exercise and Sport, 93(1), 153–161. https://doi.org/10.1080/02701367.2020.1813239

Schärli, A., Haber, C., & Klostermann, A. (2023). Does a visual reference help ballet dancers turn more successfully? Human Movement Science, 88, Article 103062. https://doi.org/10.1016/j.humov.2023.103062

Schärli, A., Hecht, H., Mast, F. W., & Hossner, E.-J. (2023, under revision). Turning-induced changes in of dizziness and postural stability in dancers with and without spotting.

Ernst-Joachim Hossner

Übersicht